Flandern-Rundfahrt: Sonne, Kälte, Kopfsteinpflaster

Das Frühjahr ist für Rennradfahrer die Zeit der „Klassiker“. Ganz Belgien ist im Radsportfieber mit dem Höhepunkt der Flandern-Rundfahrt am ersten Sonntag im April.

Dieses Spektakel wollten wir einmal miterleben – und natürlich auch selbst die bekannten Anstiege und Kopfsteinpflasterpassagen mit dem Rad abfahren. Das geht am besten am Tag vor dem Profirennen gemeinsam mit rund 16.000 Teilnehmern bei dem Event „We ride Flanders“.

Und so standen Carina, Tobias, Christoph und ich am Samstag, den 02.04. früh morgens um 7 Uhr am Start in Oudenaarde, bei Sonne und knapp unter 0 Grad. Zwar mit Zeitnahme, aber ohne offizielles Rennergebnis, war die Atmosphäre sehr entspannt, das Startfenster zwischen 7 und 8 Uhr frei wählbar. Carina und Tobias hatten sich die 75km-Runde vorgenommen, mit zahlreichen bekannten Passagen wie Paddestraat, Koppenberg, Oude Kwaremont oder Paterberg. Allesamt teils extrem steile und grobe Kopfsteinpflaster-„Stiche“. Christoph und ich hatten uns für die 179km-Strecke angemeldet.

Bei trockenen, sonnigen aber sehr kalten Bedingungen genossen wir das Auf und Ab über Flanderns Nebenstraßen und Wirtschaftswege. Die Strecke war sehr gut ausgeschildert und von vielen Streckenposten perfekt abgesichert, sodass wir Ampeln und Vorfahrtsregeln außer Acht lassen konnten. Große Verpflegungsstationen sorgten für Energienachschub, den wir auf den vielen anstrengenden Abschnitten brauchten. Das Kopfsteinpflaster war teils extrem „cobbelig“ mit großen Lücken, sodass es uns kräftig durchschüttelte. Die steilen Anstiege wie Koppenberg (nur 600m, aber 12% Steigung im Schnitt, 22% maximal), Paterberg (360m, 13% im Schnitt, 20% maximal) oder der 2,3 Kilometer lange Oude Kwaremont kosteten auf diesem Untergrund richtig Körner, machten aber auch extrem viel Spaß! Unglaublich, was ein Rennrad alles schadlos übersteht.

Nach rund 7,5 Stunden und knapp 2.500 Höhenmetern waren Christoph und ich im Ziel, wo Carina und Tobias nach ihrer kürzeren Runde schon auf uns warteten – wir waren alle pannenfrei durchgekommen und waren uns einig: das war ein tolles Event.

Am folgenden Sonntag waren wir dann am Oude Kwaremont als Zuschauer beim Profirennen. Dreimal war der Berg zu bezwingen sodass wir die Profis mehrfach anfeuern konnten. Hier erlebten wir auch den Stellenwert des Radsports in Belgien. Ganz Flandern schien hier zu sein: in großen Zelten, auf Wiesen, an der Strecke. Ein unglaubliches Volksfest für Jung und Alt und mit voller Begeisterung für die Rennradfahrer. 
Wir sind uns sicher, dass wir hier in den kommenden Jahren im April noch öfter nach Belgien kommen!